Freitag, 13. Juli 2012

Wale ueber Wale...


Am Dienstag habe ich meine erste Couchsurfingbekanntschaft gemacht. 
Ich hatte aus Langeweile mal ein bisschen rumgeklickt, wer so in Anchorage wohnt, und habe da das wunderbare Symbol „Ich habe keine Couch, aber wir koennen gerne mal abhaengen“ entdeckt. Eine Couch mit Kaffeetasse drauf. Also habe ich mal ein paar ansprechend bzw vernuenftig aussehende Leute angeschrieben, alle so Mitte 20, und habe dann auch zuegig ein paar Antworten bekommen. Eine davon war von Ryan, 25, der in Anchorage studiert. 
Wir haben uns also fuer Dienstagabend verabredet und er wollte mir ein bisschen was von der Stadt zeigen. Ich habe ihn bei Couchsurfing auf der Webseite schon auf einem Foto gesehen, aber haette ihn so nie wiedererkannt. Er sieht nicht aus wie 25, wie ich finde^^ Aber das koennt ihr ja selber auf dem Foto entscheiden.

Naja, jedenfalls sind wir dann zu einem Coastal Trail gefahren und sind da ein bisschen rumgelaufen und dann noch zu einer Lagune, in der es wohl Biber gibt, aber wir haben leider keine gesehen. Dann hab ich noch einen sehr leckeren Ceasar Salad spendiert bekommen, und dann war es auch schon wieder vorbei, weil Ryan noch irgendein Quiz fuers College machen musste.. (Quiz...^^) 
Ryan ist uebrigens halb Yupik, ein Ureinwohnerstamm. Seine Mutter ist vollbluetige Yupik und sein Vater ist Amerikaner, aber Ryan ist eher amerikanisch gross geworden hatte ich das Gefuehl.
Ich hab ihn gebeten, was auf Yupik zu sagen, aber er musste immer alles 3 mal wiederholen, bis er meinte, dass er den Akzent richtig hatte... War auf jeden Fall sehr interessant einen halben Ureinwohner Alaskas zu treffen! 
Davon gibt es, so weit ich das mitbekommen habe, nicht mehr so viele, und es sterben immermehr Staemme bzw Sprachen aus. Aber trotzdem gibt es immernoch Staemme, die am Meer leben und Wale aus Kanus jagen.

Aaaaaapropos Wale :D
Nur mal eine kleine Vorankuendigung/Warnung: Wer nicht gerne tote Fische sieht, die ein bisschen eklig aussehen, guckt die Bilder ganz unten am besten nicht an!

Nachdem ich Mittwoch beim Friseur war und wieder was sehen konnte, bin ich abends mit Callie in „ted“ gegangen, ich weiss nicht ob es den Film in Deutschland auch gibt... Handelt von einem lebendigen Teddybaer, der seit 27 Jahren der beste Freund von John ist, ist ein ziemlich lustiger Film :) 

Dann gings ab ins Bett, leider nicht so frueh, wie erhofft, aber um 5.45 Uhr hat dann mein Wecker geklingelt. Dann hiess es schnell fertig machen, Taxi rufen, und ab nach Downtown fahren. Dort hab ich mir dann erstmal einen Starbuckscoffee geholt^^ und auf den Bus gewartet, der mich nach Seward bringen sollte. Nach einer halben Stunde durften wir dann einsteigen, und ausser mir war nur ein anderes Paar im Bus, was ...tada... Deutsch gesprochen hat. Ich hab gefragt ob sie aus Deutschland kommen und dann meinte sie nur „Nein aus Oesterreich“... Mehr Gespraech war nicht drin, weil der Mann glaub ich ein vom fruehen Aufstehen gestresster Morgenmuffel war und seiner Frau damit schlechte Laune bereitet hat :p So klang es jedenfalls...
 
Dann haben wir im Marriot noch 23 Senioren und 2 Jugendliche aufgegabelt und haben uns auf die 2,5 Stunden lange Reise nach Seward begeben. Den Weg wuerde jeder Mensch auf der Welt finden, ohne eine Ahnung zu haben, wo er hin will. Man faehrt einfach irgendwo auf den Old Seward Highway, der durch ganz Anchorage geht, und bleibt drauf, bis man in Seward angekommen ist. Der Weg fuehrt erst wieder bis nach Girdwood (wo das Hippiefest war) und dann durch die Berge bis ans Meer im Sueden. Im Bus lief ein Film, der uns Anchorage schmackhaft machen sollte, mit einem sehr lustigen Moderator...naja...^^ Jedenfalls fand er sich sehr lustig. 
Unser Busfahrer hat geprahlt, dass er frueher im USA Olympiateam vom Weightlifting war, Steve Blabla, vielleicht kennt ihn ja jemand. Muss so vor 30 Jahren gewesen sein!
Eine interessante Sache hab ich direkt am Anfang der Fahrt gelernt: Durch den Tsunami letztes Jahr in Japan wurden dort ungefaehr 95% der Fischerboote etc. zerstoert, weswegen es dieses Jahr unglaublich viele Fische und Wale um Alaska rum gibt, weil die ganzen japanischen Fischer letztes Jahr nicht fischen konnten. Hat den Tieren also gut getan, mal ein Jahr Pause zu haben.


Als wir dann in Seward angekommen waren, wurde ich erstmal etwas enttaeuscht. Eigentlich sollte um 11.30 Uhr meine 6 stuendige Bootstour in den Kenai National Park losgehen, auf der man Wale, Gletscher und sonstige interessante Sachen sehen sollte. Dann wurde mir aber beim Einchecken gesagt, dass seit ein paar Tagen ein heftiger Sturm ausserhalb der Resurrection Bay rumweht, also wurden alle Touren in den Nationalpark gecancellt. 
Ich hatte die Moeglichkeit eine Tour innerhalb der Bucht zu buchen und die Differenz ausbezahlt zu bekommen, oder an einem anderen Tag die grosse Tour zu machen. Da ich aber schon mit dem teuern Bus nach Seward gekommen war, und der auch erst um halb 7 wieder nach Hause fahren wuerde, blieb mir nichts anderes uebrig, als die kleine Tour zu buchen. Was sich aber als gar nicht so schlecht rausgestellt hat!
Als wir an Bord konnten, haben sich alle erstmal an einen Tisch im Innenraum gesetzt, weil es draussen ein bisschen regnete. Erst hatte ich ein belgisches Paerchen am Tisch, das nach Florida ausgewandert ist vor 27 Jahren und dort physiotherapeutisch taetig ist. Die sind aber dann doch lieber nach unten gegangen, weil die Frau oft seekrank wird, und man ihr gesagt hat, dass es unten besser sei. Dann kam ein aelteres Paar aus der Schweiz an den Tisch, mit denen ich mich dann ganz nett unterhalten hab, auf Deutsch natuerlich ;p
Eine Kohletransportmaschine, die Schiffe ab- und belaedt.
Kaum ging die Tour los, riet uns der Captain auf die linke Seite zu gehen und 2 Seeottern beim Chillen zuzugucken. Das haben wir dann auch erstmal ein paar Minuten gemacht. Die waren soo suess! Wer das Ottervideo bei Youtube nicht kennt, sollte das unbedingt mal gucken : „Otters holding hands“ heisst das glaubich. Ungefaehr so waren unsere beiden Otter auch, nur dass sie sich in freier Wildbahn befinden. 
Die 2 supersuessen Seeotter
Als wir sie dann irgendwann nicht mehr stoeren wollten, sind alle wieder reingegangen und wir sind weitergefahren. 
Die Landschaft hat mich ziemlich an Norwegen erinnert, weil wir auch in einem Fjord unterwegs waren und man abundzu ueber die Bergspitzen Gletscher und andere Berge sehen konnte.
Nachdem wir in eine Bucht reingefahren waren, war es dann soweit. 
Durchsage vom Captain: „Irgendwo rechts von uns, so 2 Uhr, soll ein Buckelwal rumschwimmen“... und tatsaechlich tauchte nach ein paar Sekunden in einiger Entfernung eine kleine Flosse auf einem grossen Ruecken aus dem Wasser auf.. :) 
Mein erstes Walfoto :D
Alle Leute haben natuerlich sofort wie wild angefangen, Fotos davon zu machen, und einige hatten das Glueck auch gerade auf den Knopf zu druecken, als der Buckelwal unerwartet seine Fluke aus dem Wasser schob um abzutauchen. Ich hatte leider eine zu lange Nachladezeit in meiner Kamera und habs nicht drauf gekriegt:p Aber ich hab dem Herrn an meinem Tisch meine Emailadresse gegeben, damit er mir ein paar von seinen Fotos schicken kann. Der hatte so eine Megakamera...
Der Wal ist dann noch ein paar mal auf und abgetaucht, und wir sind irgendwann weitergefahren. 
Wir sind zu einer Insel namens Fox Island gefahren, auf der vor 100 Jahren eine riesige Fuchsfarm war, mit teilweise 400 Fuechsen auf der kleinen Insel. Dort wohnt aber jetzt niemand mehr, nur noch ein Koch im Sommer, der die Gaeste aus 8 Ferienwohnungen/zimmern versorgt, die dort Urlaub machen. Neben Fox Island ist Hive Island. Dort angekommen sollten wir nach 2 Walen Ausschau halten, die dort von Fischern gesehen worden waren. 
Auch die beiden waren schnell entdeckt, aber sie machten sich ziemlich zwischen den beiden Inseln davon. Immermalwieder tauchten sie auf, aber wir wollten dann weiterfahren. Auf einmal waren direkt vor uns 2 Wale, eine Mutter und ihr Kalb, und es stellte sich heraus, dass die ersten beiden eigentlich garnicht weggeschwommen waren, sondern wir 2 andere Wale entdeckt hatten. Die beiden schwammen dann relativ nah an unserem Boot vorbei und wir mussten warten, bis sie sich etwas entfernt hatten, damit wir sie nicht mit dem Motor beim Wegfahren stoeren wuerden. Also duempelten wir so ein bisschen dahin und haben den beiden beim Ausatmen und Abtauchen zugeguckt. 
Unser naechstes Ziel war der kleine Bereich zwischen Fox Island und dem Festland, denn dort sollten sich Seeloewen aufhalten. Und tatsaechlich lagen sie dort auf den Felsen und waren faul. Es war eine Gruppe von Steller Sea Lions, die inzwischen vorm Aussterben bedroht sind, weil sich der Bestand in den letzten 30 Jahren um 80 % verringert hat. 
Forscher aus Alaska versuchen im Moment herauszufinden, was die Veraenderungen und Probleme sind, die den Tieren das Leben so schwer machen.

Der Captain kuendigte an, dass wir weiterfahren wuerden, als neben uns auf einmal 2 Wale auftauchten. Die meisten Leute waren gerade drinnen, also haben wir schnell gerufen, dass Wale da sind.
Der Captain war sehr ueberrascht, an dieser Stelle Wale zu sehen, weil es dort nicht so tief sei, und auch ziemlich eng. Aber anscheinend wollte die Mutter mit ihrem Kind in Ruhe fressen.
Die beiden zogen eine ziemliche Show ab, tauchten immer wieder ab und wieder auf, manchmal sogar synchron. Und sie kamen immer naeher ans Boot, weswegen der Captain den Motor ausmachte und wir sie in Ruhe beobachten konnten. 
Wir mussten allerdings aufpassen, dass wir nicht an die Felsen kamen, weswegen wir dann irgendwann schnell weggefahren sind, als die Wale sich ein bisschen entfernt hatten. Auch aus viel Entfernung, als wir schon an den Seeloewen vorbei waren, konnte man noch die Schwanzflossen aus dem Wasser gucken sehen. 
Wir machten uns wieder auf den Weg zum Hafen, weil es schon fast Zeit fuer die Rueckkehr war. 
Papageientaucher
Unterwegs kamen wir noch an einer Art Sandbank aus Steinen vorbei, auf der tote Baeume rumstanden.
Uns wurde erklaert, dass es am 27.3.1964 ein schweres Erdbeben in Amerika gegeben hatte, bei dem in Alaska fast alles kaputt ging, war gerade in den letzten 10 Jahren vorher aufgebaut worden war. Die Baeume waren dabei auch abgestorben, aber da sie in den Steinen eingeklemmt wurden, stehen sie dort immernoch, obwohl sie schon so lange nicht mehr leben.
In Seward selbst war an diesem Tag eine grosse Oellieferung angekommen, die sich dann in Brand setzte und die halbe Stadt explodieren liess. Also es war zu der Zeit nur ein kleines Fischerdorf, aber fast alles davon wurde zerstoert und musste neu aufgebaut werden. 
Naja, dann war die Zeit auch schon um und wir waren wieder am Hafen angekommen. Dort hab ich mir auf der Suche nach etwas zu tun, dann jeden Souvenirladen angeguckt, den ich finden konnte, aber wirklich zu tun gab es nicht. 
Ich musste noch fast 3 Stunden auf meinen Bus warten und bin immer wieder auf und ab gelaufen.
Dann habe ich eine spannende Sache entdeckt:
In Seward wurden gefuehrte Angeltouren angeboten, bei denen man zum Beispiel nach Lachs fischen konnte, und hinterher wurden die Fische fuer einen essbar gemacht.
Man konnte also quasi bei der Produktion von Lachsfilets zugucken. Die Reste vom Fisch, was ein ziemlich grosser Anteil ist, wurden dann einfach in der Mitte in ein Loch geschmissen. 
Iiih sah das eklig darin aus:p Aber der Lachs, der ueberblieb, sah ziemlich lecker aus! Ich habs leider immernoch nicht geschafft, frischen Lachs hier zu essen. Aber ich hab ja jetzt noch 4 Tage Zeit :)
Ich meld mich wieder, wenn ich in Kentucky angekommen bin, oder vorher, falls ich mal Langeweile haben sollte:p

Liebe Gruesse,
Annika :)

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